Pressebereich des DTN

Wer eine dunkle Hautfarbe hat, ein Kopftuch trägt, als nichtdeutsch geltende Gesichtszüge hat oder mit deutlichem Akzept spricht, erlebt in Deutschland häufiger Diskriminierung. Zu diesem Ergebnis kam eine Anfang 2018 in Berlin veröffentlichte Studie des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). 48 Prozent der Menschen mit sichtbarem Migrationshintergrund und 59 Prozent derjenigen, die zusätzlich mit Akzent sprechen, berichteten von Diskriminierung.
Wir als Deutsch-Türkisches Netzwerk halten es mit Blick auf rund 18,6 Millionen Menschen in Deutschland mit familiärer Einwanderungsgeschichte für extrem wichtig, immer wieder auf diese Ungleichbehandlung aufmerksam zu machen und möchten betonen, dass Diskriminierung und Machtmissbrauch unabhängig von Konfession und Nationalität zu verurteilen sind.
Wir denken schon, dass Mesut Özil die Debatte um Migranten in Deutschland noch einmal neu entfacht hat und sich anhand des ehemaligen Fußball-Nationalspielers viel angestauter Frust der in Deutschland lebenden Bevölkerung entlädt. Mesut Özil ist sicherlich ein Auslöser, aber die Gründe und Ursachen für die Debatte sind woanders zu suchen.
Die in Deutschland lebenden türkeistämmigen Menschen dürfen ebenso wenig wie die hier lebenden Deutschen Migranten oder Deutschen "über einen Kamm geschert" werden.
„Was aber generell nicht vergessen werden darf, sind die hier in Deutschland geborenen Menschen mit türkischen Wurzeln. Sind sie denn Migranten? Wie lange ist man Migrant? In welcher Generation ist man kein Migrant mehr, sondern einfach ein Mensch mit zwei Kulturen?“, sind wichtige Fragen, die Vorstandsvorsitzende Hülya Häseler in den Vordergrund rücken möchte. Die Reaktion vieler Deutsch-Türken habe ja gezeigt, dass sie sich wie auf „Bewährung“ fühlen, so Häseler.
Oft fehlt es an Kommunikation und Wissen, so dass es zu Pauschalverurteilungen kommt. Keine Person mit Migrationshintergrund darf sich als Deutscher zweiter Klasse fühlen.
Wir, das Deutsch-Türkische Netzwerk, sprechen uns genau aus diesem Grund für die persönliche, direkte Kommunikation zwischen Deutschen und Türkeistämmigen aus. Wir fördern mit diversen Veranstaltungen, ob Stammtisch, Bowlen oder gemeinsamem Kochen, den Austausch untereinander. Denn nur so können die durch Unwissenheit und Angst entstehenden Verurteilungen und Verunglimpfungen beseitigt werden.
Wir glauben allerdings nach wie vor, dass Sport – und vor allen Dingen ein Mannschaftssport verbindet! Dass hier Verantwortliche – im Fall Özil – möglicherweise versagt haben, sollte sich auf die kleineren Sportvereine nicht auswirken, damit würde man den vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen unrecht tun.
Für alle Beteiligten um den Özil-Vorfall hätten wir uns ein anderes Ergebnis gewünscht.
Der DTN-Vorstand im September 2018